Wem habe ich eigentlich etwas angetan um tagtäglich vom Schicksal überrascht bzw. gefühltermaßen bestraft zu werden?
Heute, Samstag, wieder zum Lieferdienst.
Da ich den Firmen-Opel geliehen bekam, konnte ich vorher noch meine sporadischen Wochenendeinkäufe erledigen.
So rollte ich gemächlich zu Penny, krallte mir die paar wenigen Dinge, die ich und meine Mitbewohner für die kommenden 1,5 Tage benötigten.
Bis dahin alles soweit ok.
Ein kurzer Plausch wie üblich mit der Kassiererin und ab gings wieder zum Uralt-Opel.
Dem Auto erzählte ich noch kurz, welcher Kaffee für welchen Tag gedacht ist und wollte starten. (Ja ich rede mit meinen Fahrzeugen, die haben schließlich auch ein Herz!)
In dem Moment kam ein grüner Nissan auf mich zu.
Ich starrte auf die Nummer, schaute ins entgegenkommende Fahrzeug und hielt die Luft an.
ERIK!
Ok, wir zwei auf einem nahezu leeren Parkplatz.
Hechelatmung setzte meinerseits ein, jede Hebamme wäre stolz auf mich gewesen.
Ich wollte nun endlich den Motor starten, beugte mich nach vorn und rannte mir den Schädel ein.
Gut, nächster Versuch….Schlüssel rum und gekonnt absaufen lassen.
Mittlerweile musste ich farblich einer Signalleuchte ähneln.
Egal, Schlüssel erneut gedreht, Fahrzeug ruckt an und mit gezogener Handbremse elegant auf die Ausfahrt vom Parkplatz zugehüpft.
Peinlicher geht’s mal nicht.
Währenddessen schaute ich nicht einmal nach rechts.
Saß er noch im Auto?
Beobachtete er mich?
Stand er eventuell neben meinem Auto?
Bin ich eigentlich von allen guten Geistern verlassen?!?
Da warte ich auf eine Chance und dann das, ich fahr „einfach“ los und vielleicht wäre gerade heute DER Moment gewesen…
Während meines hüpfenden Abgangs schaute ich noch mal in den Rückspiegel und sah ihn ins Geschäft laufen, leicht errötet mit einem sanften Lächeln.
Verdammt!
Schnell zur Kollegin, diese ins Auto gezerrt und zurück zu Penny…wo natürlich nach gefühlten 5 Minuten kein Erik mehr zu sehen war.
Und selbst wenn, was hätte ich dann getan?
Ihn versehentlich überfahren, hupen und abhauen, dämlich lachen und komisch gucken?
Aufgekratzt wie ein Teenie trat ich meinen Dienst an.
War ziemlich entspannt das Ganze, obwohl ich Bedenken äußerte, dass es sicherlich gegen 18:30 Uhr erst richtig los gehen wird.
Ich sollte Recht behalten, Stress setzte ein, die Fahrer reichten nicht aus und in der Küche begann systematisch das Chaos Einzug zu halten.
Meine letzte Tour allerdings war eine Reise durch den Zauberwald.
Neefestrasse war die Anschrift.
Ein Grummeln machte sich in meinem Magen breit.
Das Navi fütterte ich mit der Hausnummer, prompt zeigte es den Goethering an.
Das Grummeln wurde intensiver, ein komisches Warnsignal in mir machte sich bemerkbar.
Ich ahnte was kommen würde und auch hier sollte ich wieder Recht behalten.
Die Lieferanschrift war die Büroadresse vom Fabelhaften, haargenau und vollkommen identisch.
Ich blieb im Auto sitzen, verfluchte die Welt und geriet dezent in Panik.
Tränen gab es keine, nur ein innerliches Erdbeben, welches aber weniger schlimm als das gestrige Fiasko war.
Mit der Kiste schlumpfte ich sachte ums Haus.
Im Hinterhof wäre der Eingang, meinte der Kunde bei der Bestellung.
Der erste Weg war falsch, der Zweite führte hinter eine Mauer, genau am Büro entlang.
Ein Mordsbrocken fiel mir von der Seele, als ich weder sein Auto sah, noch der Besteller er unter anderem Namen war. (was ich mir innerlich doch zugegebenermaßen wünschte)
Der Mann muss sich also täglich in meine Erinnerung schleichen, mir Schocks und panische Zustände bereiten.
Ich werde dich auch so nicht vergessen geliebter Fabelhafter!
Es war für mich die letzte Lieferung des Abends, die Kraft versagte bei Ankunft in der Pizzeria.
Dafür kam noch ein Junkie reingesprungen um mich mal fix zu beleidigen, bevor er elegant in seinem Winteroutfit in der Welt der Chemiewerfenden verschwand.
Darüber konnte ich nur lachen, die Kollegen waren schockiert.
Shit happens…
Aber Erik und der Fabelhafte in Tarnung an einem Nachmittag reichen vollkommen aus, um mich für andere Geschehnisse immun zu machen.
Es ist nunmal kompliziert, wenn man spürt, dass das eigene Herz für 2 Männer schlägt.
Und trotzdem bin ich für die heutigen „Begegnungen“ sehr dankbar, denn sie zeigten mir die unterschiedlichen Gefühlsbewegungen in mir im Vergleich.
Nur leider kann ich sie nicht deuten, was davon ist Freundschaft, Zuneigung, Verlangen und evtl. Liebe?!
…und darüber mache ich mir heute auch keine Gedanken mehr…
24.07.2011 / 00:45 Uhr