Montag, 13. Juni 2011

Der Tag danach




Ich sitze immer noch halbwegs erstarrt am Laptop, nebenbei versuche ich die versprochenen Torten zu zaubern und wiedermal die Gedanken zu verdrängen, die sich binnen weniger Sekunden in meinem Kopf festsetzen.
Eine schreckliche Party, grausam und doch so schön.

Es fing schon bescheiden an.
Als Sylvie und ich auf dem Weg zum Sportplatz waren, kamen uns Biggi und Erik entgegengelaufen.
Fein Richtung Heimweg.
Biggi grüßte mich wenigstens noch, Erik dagegen schmunzelte auf seine bewährte Art und ich glaube, er wurde rot.

Das mir in den darauf folgenden Minuten das Herz samt Magen in den Kniekehlen baumelten, ich Schnappatmung und ein Ganzkörperzittern hatte, bemerkte niemand weiter.
Lang schaute ich beiden hinterher, bettelte leise, er möge sich umdrehen, nur einmal wenigstens!
In der Zeit gewann ich meine Fassung zurück.

Am Eingang warteten wir noch auf einen Kumpel, der absonderlich lange für den Weg brauchte.
Michaela kam uns vom Festzelt entgegen und ich blaffte sie sofort an, ob die 2 Kerle wirklich heim sind.
Jep…und zwar ohne die Aussicht auf Rückkehr.
Hervorragend, genau das was ich nicht wollte!

Kaum auf dem Gelände angekommen, traf ich auch alle der wichtigsten Freunde.
Es ist wie immer schön, zusammen zu sein.
Fabi stand etwas abseits, plauderte mit einem für mich Fremden und schaute oft zu mir herüber.

Da ich nicht wusste, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte, nickte ich ihm nur kurz zu.
Herrgottnochmal, was für ein Lächeln.
Er kam zu uns, drückte mich kurz und verzog sich dann auch sofort Richtung Bar.
Der Abend kann nur toll werden.

Weit gefehlt.
Eigentlich wollte ich nach dem 2ten Bier alkoholfrei weiter feiern, aber es blieb bei dem Wollen.
An 2 große Flaschen Sekt kann ich mich noch erinnern, aber mehr weiß ich leider auch nicht mehr.
Mein Zustand am Ende war desolat.


Kurz sprach ich zu Beginn mit Fabi, er war müde, sah abgespannt und kaputt aus.
Lange blieben wir nicht allein an unserem Tisch, sodann verschwand er auch wieder von mir.
Nach einer Weile schrieb ich ihm eine SMS ob alles ok sei.
Die Antwort darauf lässt mich jetzt noch schlucken.

Er wäre enttäuscht, wie weit ich mich doch unter meinem Niveau bewege!
Ach, er greift meine Freunde an?!
Ich hab wenigstens welche…
Darauf konnte ich nicht wirklich reagieren.

Er, der so zugänglich und aufgeschlossen ist, kreidet mir meinen Umgang an?
Personen, die Tag für Tag ihrer Arbeit nachgehen, meist im Schichtdienst arbeiten, dazu noch körperlich - die wagt er anzugreifen?
Das war zuviel für mich.
Mag sein, dass ich überzogen reagiere, aber das Recht nimmt sich niemand raus, der uns nicht kennt und da schließe ich mich absichtlich mit ein!

So zog sich dann meine Laune auch über den Abend hin.
Sicherlich hatte ich Spaß, hab viel getanzt, gelacht, Blödsinn ohne Ende angestellt und viel mit Michi über Erik gesprochen.
Aber ein fader Unterton mischte sich trotzdem ein.

Irgendwann eskalierte dann meine Laune.
Er spielte ein fieses Spiel mit mir.
Er tat es absichtlich und mit Freude.
Er wusste, er würde mir weh tun.

Irgendwann sah ich ihn dann mit Michi auf der Tanzfläche.
Ab diesem Augenblick verspürte ich einen unbändigen Zorn, auf ihn, auf sie, auf mich, auf eigentlich jeden.
Ja ich war eifersüchtig!
Und jeder der es (nicht) wissen wollte, bekam meine ungeschönte Meinung auch an den Latz geknallt.

Später kam er bei mir vorbei, meinte, dass er jetzt geht und war weg.
Bisher weiß ich nicht, ob er wirklich mit Michi los ist.
Sollte es so sein….
Nein, nicht mehr drüber nachdenken.

Warum stört mich das plötzlich?
Weshalb müssen wir uns verletzen?
Wieso kommt auf einmal dieses Gefühl von Eifersucht auf?

Dazu gehören doch Gefühle und die darf es bei uns eigentlich nicht geben…



12.06.2011 / 23:49 Uhr

Dem Ende entgegen…




12:40 Uhr
Tag für Tag räumen wir nun unser „Leben“ in Kartons, verpacken und verschnüren Erinnerungen und tun so, als ob wir uns freuen auf das Neue, was uns erwartet.
Manchmal fällt es mir schwer unbefangen den Anderen gegenüber zu stehen und so zu tun, als ob auch ich mich auf den Neustart freue.
Vielleicht gab es mal eine kurze Zeit, in der es tatsächlich so war, aber nachdem nun einige Fakten vor mir ausgebreitet wurden, hat sich die Situation geändert.

Ich bekomme Heimweh, unlogisch, aber es ist so.
Es werden mir die Nachbarn fehlen, die Kater die hier rumtigern und das Lächeln des
V-Vertreters, welcher neuerdings wie ein Honigkuchenpferd strahlt.
Natürlich suche ich Gründe, um hier nicht wegzugehen, egal wie dumm sie für manche Personen klingen mögen.

Die vergangenen Tage waren anstrengend, hektisch, einsam und nervtötend.
Wir haben die dritte Umzugsfuhre mittlerweile hinter uns, ein wenig Streit mit den Transportleuten, einen Arztbesuch aufgrund eines Splitters der glatt zu einer „Not-OP“ führte und einen kaputten Lastenaufzug.

Müdigkeit und Schlappheit machen sich systematisch in mir breit, die Knochen schmerzen, Nervosität und Unruhe steigern sich.
Den Lieferdienst hab ich für diese Woche abgesagt, obwohl ich das Geld dringend brauche.
Ich will einfach nicht mehr, funktioniere nur noch und das ist falsch, das bin nicht ICH.

Heute nun Samstag.
Die Abschlussfeier der Neukirchener Sportler mit einer tollen Live-Band.
Seit einer Woche freu ich mich wie Bolle drauf, habe krampfhaft versucht, jemanden zu finden und zu überzeugen, meinen morgigen Dienst zu übernehmen.
Es hat geklappt, danke auch.

Der Abend wird interessant werden, ein gemischtes Klientel, das mir nur zu vertraut ist.
Erwartet werden Kumpels, der Fabelhafte und der Sonderling aus dem Blümchenland.
Wer die Geschichten kennt, weiß, dass es eine ungesunde Kombination ist, aber gerade das macht es für mich heute so spannend.

Und wenn ich tief in meinem Inneren lausche und mich frage, auf wen ich mich am meisten heute freue, dann ist die Antwort laut und deutlich vernehmbar: Erik.
Hoffentlich hatte Michaela Recht und er erscheint wirklich.
Ich will ihn nur sehen, mehr wird nicht geschehen, wir reden noch immer nicht miteinander.

Noch sitze ich wie gelähmt am Laptop, rauche zuviel und trinke einen Kaffee nach dem anderen.
Ich müsste noch so viel tun, aufräumen, Klamotten für den Abend raussuchen und mich aufhübschen.
Nicht zu vergessen, ein kleines Geschenk wollte ich noch basteln, das letzte Ahornblatt sozusagen.
Nur für den Fall der Fälle, falls ein Wunder geschehen sollte.

Stattdessen sitze ich immer noch hier und tippe wie ein Weltmeister, spiele Online-Games und sehe die Zeit an mir vorbeifliegen.
In meinem Schädel überschlagen sich die Gedanken und drohen mir, ich solle mich beeilen.

Normalerweise funktioniere ich unter Druck am besten. Vielleicht sollte ich noch ein oder zwei Stunden warten und hoffen, dass dann der nötige Tritt kommt, um mich endlich zu bewegen.
Es soll doch schließlich aus meiner Sicht ein perfekter Abend werden.

13:23 Uhr
Mittlerweile hab ich die ersten Verschönerungsaktionen hinbekommen.
Frau ist gepeelt, gezupft und gecremt.
Dem Abwasch widme ich mich nebenbei, um weniger zu denken.
Geht das überhaupt?
Weniger denken um keine verworrenen Gedanken aufkommen zu lassen?
Anscheinend nicht.

Momentan lenkt mich die Spinne neben mir an der Wand ein wenig ab.
Bleib ja dort sitzen Tier!
Lauf nach oben, aber fall bitte nicht auf meinen Schreibtisch *bibber*

16:40 Uhr
Den Abwasch hab ich geschafft, gebadet hab ich in Schokoladensoße und langsam wächst die Anspannung ins Unermessliche.
Würde ich jetzt lange die Luft anhalten, würde ich sicherlich ganz schnell in Ohnmacht fallen, so schummrig ist es mir.
Langsam aber sicher, sollte ich meine Griffeln von der Tastatur lösen und mich endlich mal um die wichtigen Sachen kümmern.
Klamotten!


11.06.2011

Zügellos




Samstag, 04.06.2011 - lang hatten wir uns nicht mehr getroffen.
Deine SMS verhießen von Beginn an, dass es auf ein Treffen der üblichen Art hinauslaufen würde.
Ich gebe, du nimmst.

Wie immer weigerte ich mich zuerst sehr lange gegen eine Begegnung.
Nach Dienstschluss hatte ich dann die Wahl zwischen mehreren Varianten der Abendgestaltung.
Ich entschied mich für dich, was absehbar war.

Schnell fuhr ich heim, befreite mich vom Essengeruch, betrieb Fellpflege, zog mich extra attraktiv für dich um.
Wusste ich doch von vornherein, dass dies bei dir umsonst ist.
Länger als 5 Minuten lässt du mich nicht in dem rausgeputzten Zustand.

Meistens ähnle ich nach einem Treffen mit dir, einem zu großen Kind, dass stundenlang im Kuddel Kopfsprünge im Bällebad probiert hat.
Rot, gelb, grün, blaubunt gefleckt mit Kratzern und Striemen.

Einige meiner Bekannten wissen glücklicherweise, dass ich mir ab und an mal einen Zwerg leihe, um Mama zu spielen.
Die armen unschuldigen Wesen dienen gut als Ausrede für die Blessuren.

Du hattest an dem Abend Ausgang, nicht lange, aber lang genug für uns.
Ich holte dich nach Mitternacht vom Sportplatz ab, wurde von Massen entgegenkommender Festgäste mit meinem kleinen Auto nahezu verdeckt.
Aber du stichst aus der Menge.

Offen wolltest du fahren.
Bitteschön, es war eine milde Nacht.
Du warst sehr aufgeregt, nervös, quirlig, kindlich, erregt - und irgendwie ziemlich blau.
Den Campari in deiner Hand wedelnd, hatte ich dich endlich neben mir im Auto.

Da wir unentdeckt miteinander leben müssen, hast du eine Route durch den Hühnerwald vorgeschlagen.
Ich meinte zwar, dass ich einen Sportwagen und keinen Jeep fahre, aber was zählt meine Meinung oder gar die Sorge um mein Auto.
Fahren wir halt durch den Wald, egal ob wir irgendwo stecken bleiben, aufsitzen oder uns ein Jäger abknallt.

Du warst glücklich, scheinbar seit langem wieder und ich begann Spaß zu haben an unserer Reise.
Anfahrt Tankstelle, der Herr hatte Durst.
Wenigstens alkoholfrei und aufputschend.

Fröhlicherweise entsorgtest du auch den angesammelten Müll bei freier Fahrt nach oben aus dem Auto.
Möchte nicht wissen, was die Hinterherfahrenden dachten, was wir für Straßenverschmutzer sind.

Ich fuhr mit dir durch die Nacht, unter einem wundervollen Sternenzelt, immer weiter weg von unserem Ort, von bekannten Gesichtern.
Irgendwann landeten wir in Kfb. auf der Sperrstrasse.

Ein Pärchen lief vor uns Händchen haltend, auch sie waren in der zauberhaften Sommernachtsstimmung in sich versunken.

Du warst nicht zauberhaft, nicht romantisch, sondern zügellos, grob und von Gefühlen frei.
Warum ich jedesmal aufs Neue mitspiele kann ich nicht beantworten.
Ist es die Aufregung, der Nervenkitzel?
Das Alleinsein, die Hoffnung auf bessere Zeiten, die Unzugehörigkeit oder die Abhängigkeit von Nähe?
Es ist jedenfalls eine Seite an mir, die ich gar nicht gern mag.

Bis auf einen Bluterguss blieb ich diesmal unversehrt.
Du besserst dich.
Jedenfalls in der Hinsicht.
Dir ging es großartig, mir beschissen.

Nein, ich fühle mich nicht benutzt, lass mich ja freiwillig auf dich ein.
Aber es fehlt eben all das, was mir gefällt, was ich mir wünsche, was meiner Meinung nach dazu gehört, wenn man sich nahe ist.

Es ist nicht erst einmal geschehen, dass ich in Gedanken bei jemand anderem war…
Weibliche Phantasie ist eben alles.
Eine Frage der inneren Organisation, das Gefühl abgeschaltet, nur noch das triebgesteuerte Paarungsverhalten zählt.

Mädel, du bist krank im Kopf.
Bedanken sollte ich mich bei dir, dass du diese Seite an mir geöffnet hast.
Herzlichen Glückwunsch Fabi, du hast mich zu einem schlechteren Menschen gemacht.

Jammern nutzt nichts, weiß ich doch, dass es nicht das letzte Mal war, auch wenn ich dir ständig damit drohe.
Doch spielen wir nicht beide gern miteinander dieses Spiel?
Ich warte bis du bettelst und du weißt, wie du betteln musst, um bei mir landen zu können.
Wir sind ein perfekt eingespieltes Team.

Beide nicht von dieser Welt, beide Einzelgänger und auf der Suche nach etwas Anderem.
Nach was wissen wir allerdings selbst nicht.

Und doch freue ich mich jedesmal, wenn ich sehe, dass es dir bei mir gut geht, du dich wohl fühlst und reden kannst. Du lachst, scherzt, kannst mitunter kuschelig sein, suchst Nähe wie ich und gibst, was du geben kannst.
Du siehst Fehler ein, auch wenn es lange gedauert hat, dass du dazu stehst.

Genießen wir es einfach, so lang es noch geht…


07.06.2011 / 00:42 Uhr