Warum auch sollte die zweite Urlaubswoche anders beginnen, wie die erste Woche endete?
Wäre es anders gewesen, wäre ich auch zutiefst verwundert gewesen.
Nachdem ich es nun Montagmittag, nach 6 Stunden intensivsten Weckerklingeln, schaffte aus dem Bett zu fallen, setzte ich mich gekonnt inkompetent an meine Steuererklärung 2009 um die fehlenden Daten zu ergänzen.
Wunderlicherweise ging dies sogar ziemlich flott, somit rein in die Firmenschüssel von Auto, die weder mit Sprit noch Motorenöl ausgerüstet war und ab zu meinen neuen besten Freunden vom Finanzamt.
Die erste gute Tat des Tages zu - hoffentlich - meinen Gunsten war geschafft.
Ich plante noch einen kurzen Zwischenstopp bei Penny ein, denn wer das ganze Urlaubswochenende arbeitet, darf sich auch mal 2 gekühlte Latte gönnen.
Währenddessen holte mich ein Anruf meiner Mom aus meinen Autofahrertagträumen.
Sie ginge jetzt zum Doc mit der Voraussicht, ins Krankenhaus zu müssen, sie melde sich noch mal.
Gedanklich überflog ich die Stundenanzahl eines Tages und ob es möglich ist, ohne Fahrzeug all die Aufgaben zu bewerkstelligen, die im Fall des Falles damit auf mich zukämen.
Hund, Katzen und Vögel mehrfach täglich versorgen, evtl. Besuch im KH, meine eigenen Probleme lösen etc. pp.
Penny verlief harmlos und ruhig, bis auf das verdutzte Gesicht eines Mannes vor mir an der Kasse, den ich fragte ob ich ihm seine Bildzeitung zum halben Preis abkaufen könne, wenn er sie gelesen hat.
Er schaute so belämmert, dass ich zur Abwechslung sogar mal schmunzeln musste.
Aber hey, ich bin in finanzieller Not und möchte auch gern den neusten Klatsch und Tratsch aus aller Welt wissen.
Ein Blick auf die Handyuhr ließ mich leicht hektisch werden, nur noch 45 Minuten bis zum Dienst.
Schnell heim, kurz frisch gemacht, den Zoo versorgt, dankbares Grunzen und Knuckern geerntet und wieder ab ins Auto.
Ich schaute auf der Höhe des Pennymarktes nach links und da sah ich Erik gerade auf den Parkplatz fahren.
Prompt wendete ich kurzerhand den alten Opel ohne Servolenkung zur Hauptverkehrszeit auf der Hauptstraße, da ich ja sonst eine anständige Autofahrerin bin durfte ich das mal, und fuhr ebenfalls zum Discounter.
Leider war ich ein wenig in Gedanken versunken, so konnte ich es gerade noch erbremsen, sonst hätte er diesmal wirklich auf meiner Motorhaube Platz genommen.
Sein erschrockenes Gesicht werde ich sicherlich nie vergessen, glücklicherweise sah ich auch wenig intelligent in dem Moment aus.
Mehr als Flucht blieb mir nicht übrig.
Aber die Entscheidung, ihm endlich diesen einen Brief zu schreiben, verfestigte sich in meinen Gedanken und Vorhaben.
Ich werde es diese Woche noch tun, je eher, desto schneller habe ich es hinter mir.
Die Pizzeria hatte schon geöffnet als ich ankam, die Kasse war weg, die Kunden bereits da und Winny hatte die glorreiche Idee, mich Zwiebeln schneiden zu lassen.
Herrgottnochmal, ich mag keine Küchenarbeiten die mit Geruch verbunden sind.
Meine Mom rief an, dass das mit dem Krankenhaus erst Donnerstag entschieden wird und sie einen leichten Leistenbruch habe, welchen sie wegmassieren soll.
Noch ein Beweis dafür, dass ich diesen Jüngling von Doktor nicht ausstehen können muss.
Seit wann kann man Brüche wegmassieren?!
Manjit kam wie immer mit Klein Kevin im Schlepptau und bereits 5 Minuten später waren meine Nerven zum Zerreißen gespannt und in der Bude sah´s aus wie Krieg.
Müssen Kinder so sein?
Die erste Lieferung für mich kam und ab gings in die City.
Ich fuhr natürlich einen Umweg, immer noch ohne Sprit wohlgemerkt, um an der Stammkneipe vom Fabelhaften vorbeizukommen.
Tja, wessen Auto stand natürlich auch da?
Genau….seins.
Mein Herz hüpfte kurz hoch, wobei ich nicht sicher bin, ob an der Stelle ein Schlagloch war.
Und als ich dann die Bestellung brav und fast auf die Minute pünktlich abgeliefert hatte, auf der dem Rückweg auf der Höhe einer Polizeistreife halten musste, blinkte mein Handy fröhlich vor sich hin.
Ich glaub, ich hab halb Chemnitz zusammengeschrien….ja, ja, ja….der Fabelhafte leibhaftig, in Person und so was von charmant.
Der Tag war irgendwie gerettet, die Laune auch und was überhaupt konnte mir die Welt noch anhaben?
Nichts, alles schien nahezu der Normalität von vor 2 Wochen zu gleichen.
Die SMS zogen sich über den Abend hinweg, egal wo ich war, nicht ohne mein Handy!
Und er bettelte, wollte mitfahren, bei uns essen, mit arbeiten (?) usw.
Sollte er mich denn wirklich vermisst haben?
Verdammte scheiße…ja! Danke an Mr. Big für diesen Satz :o)
Irgendwie bekam ich den Dienst gut rum, rief meine Mom an ob sie mich holen könnte.
Tat sie dann auch, viel zu zeitig, also musste sie erstmal mit zur letzten Lieferung.
Ich erfuhr gleich den kompletten Krankenstand und dachte mir, Mädel jetzt kommen harte Zeiten auf dich zu.
Als Tochter versage ich auf ganzer Linie, das ist mir wohl bewusst.
Oder welches Gör schafft es noch, die eigene Mutter mit Leistenbruch ins Auto zu pflanzen nur um halbwegs pünktlich zum undankbaren Liebhaber zu kommen?
Das war dann auch irgendwie das Highlight des Tages und so dringend nötig.
Er holte mich vom vereinbarten Treffpunkt ab, wunderte sich zwar, dass ich ohne PKW erschien, aber sagte erstmal nichts weiter dazu.
Ich genoss es, neben ihm in der Nacht unter den Sternen langzubrausen.
Atmete seine Nähe ein und beobachtete ihn heimlich von der Seite.
Er raste durch die Orte zu der Lichtung, auf der wir Ostern schon einmal waren.
Ein wenig bange war mir schon, schließlich konnte er mich da oben stehen lassen und verschwinden.
Aber nichts dergleichen.
Ein kurzer Moment des Schweigens, bevor es zum schönsten Teil der Nacht überging….der Versöhnung.
Und dann war es wieder da - sein zweites Gesicht - das, des Liebenswerten, dem wunderbarsten Mann dieser Welt.
Dem Genießer in Person, dem Verführer, der Leidenschaft genau dann entfacht, wenn alle Feuer dem Erlöschen geweiht sind - er entzündet sie wieder.
Das Adam-und-Eva-Spiel lasse ich besser unerwähnt, sonst bekommen wir irgendwann Zuschauer.
Und wer in der heutigen Nacht zwei Monde nebeneinander sah…ähm ja, bitte nicht bei der NATO anrufen, das war kein kosmisches Wunder oder zwei feindliche Überflieger, sondern wir.
Danach…ja, danach war er wieder er, der Unantastbare, der kalte arrogante Chauvinist.
Aber verflixt, was würde ich ohne ihn tun?
Leiden, bitterlich und jämmerlich leiden, auch wenn ich jedesmal über ihn schimpfe, aber verlieren möchte ich ihn nicht, in keinster Weise in meinem Leben vermissen.
Und nun sitze ich hier, trinke meine zweite Latte und strahle vor mich hin.
Sein Duft hängt mir an, ich atme gleichmäßig und genieße.
Ideen über Ideen durchfluten meinen Schädel, kitzeln meine Sinne und verlangen nach Umsetzung.
Vergessen die Tränen und der Kummer der letzten Tage wegen ihm.
Cholerikerin wie ich nunmal bin, interpretiere ich die Worte stets zu meinen (Un)gunsten.
Wenn er nun in der einen Woche keine Zeit hatte, musste das nicht sofort das Ende sein.
Doch wenn er sich mal gekonnter mit mir verständigen würde, dann wären die Missverständnisse zwischen uns vielleicht auch nicht so heftig.
Wohin mein innerliches Chaos betreffend der beiden Männer mich noch bringen wird, ist nahezu ungewiss.
Leicht und einfach wird es nicht werden, soviel ist mir bewusst.
Den Rest allerdings kann ich entweder nur durch frühzeitiges Steuern noch in die richtigen Bahnen lenken oder einfach abwartend auf mich zukommen lassen.
Allerdings heißt es doch aber auch, dass jeder Mensch seines eigenen Glückes Schmied ist.
Doch wie schaut es mit dem Schicksal aus, kann es nicht doch sein, dass alles auf gewisse Weise vorherbestimmt ist?
26.07.2011 / 02:22 Uhr