Montag, 22. August 2011

Dummheit


Darf ich bitte sterben?
Ganz schnell und schmerzlos und vorzugsweise Ende September?
Geht das bitte? Ja? Danke!

Ich habe noch immer seinen Duft in der Nase…
Sehe seine wunderbaren Augen und das süße Lächeln gedanklich vor mir…
Spüre seine Hände und seine weichen Lippen…

Mein Körper schmerzt, die Augen brennen…
Habe einen Knoten im Magen und blankes Eis in den Adern…
Die Pusteln der Brennnesseln lassen mich spüren, dass ich noch lebe.

Es muss aufhören, ich muss ihn wegschicken, gehen lassen und vermeiden ihm zu begegnen.
Dauerhaft und für immer und ewig.
Nichts mehr darf passieren, keine Begegnung, keine Nähe und auch keine Freundschaft.

Noch nie kam ich mir so dreckig, billig und benutzt vor.
Und es tut weh, so unglaublich weh…
Wie kann ein Mensch nur so plötzlich von Engel auf Dämon umschalten?

Dem Engel hätte ich fast meine Gefühle gestanden, nur beinah und versehentlich, weil es der Moment so hergab.
Weil die Sterne strahlten, ein verspielter Wind wehte und es in seinen Armen so wunderbar war.
Das erste Mal, dass er es von sich aus so wollte und mich festhielt, nicht los ließ.

Eine Stunde später…ein Dämon.
Wieso ich mich nach der Lüge noch mal mit ihm traf, kann ich nicht erklären.
Doch ich tat es - wohl in der Hoffnung, dass der Zauber da fortgeführt wird, wo er ein paar Minuten zuvor endete.

Weit gefehlt.
Es war nicht mehr dieselbe Person wie zuvor…

Nun, 2 Stunden später sitze ich hier und denke nach.
Unentwegt frage ich mich, warum, wieso und weshalb das alles nicht eher enden konnte.
Warum ich es schaffte, mich unendlich in diesen Mann zu verlieben, ihm zu vertrauen und ihm zu geben, nach was er verlangte

Wieso ich mich nach ihm richte, meine Zeit nach ihm einteile, auf ihn warte und doch das Unheil ungebremst auf mich zukommen sehe…
Weshalb ich so mit mir umspringen lasse…hörig bin, klein und unschuldig, hilflos….
Warum schreit jede einzelne Faser meines Körpers nach der Nähe dieses Mannes…suchen meine Augen seinen Blick, greifen meine Hände nach den seinen…

Es soll aufhören, es muss aufhören, doch wie werde ich standhaft und kann dem Verlangen ausweichen, seinem und meinem?!
Ein Treffen das alles veränderte.
Ich weiß, dass er spürt, dass etwas verkehrt lief.
Er wird nachfragen, dessen bin ich sicher.
Und dann?

~                                                                             ~                                                                             ~

Man kommt heim, sieht schon von draußen, dass der Weggang eher einer Flucht glich.
Das Licht in der Wohnung brennt noch, der PC läuft, im Bad sämtliche Kosmetik offen und der Kleiderschrank zerwühlt.
Alles aus Vorfreude um schnell das nachzuholen, was 3 Wochen unmöglich war zu genießen.

Ihm gefiel was er sah.
Und mir gefiel, dass er es äußerte.
Die Mühe war somit nicht umsonst und die Vorfreude, das Aufgeregtsein, auch nicht.

Ist es denn eigentlich normal, sich in dem Alter noch so zu fühlen und aufzuführen, wie ein frisch verliebter Teenie vor dem ersten Date?
Dieses Kribbeln im Bauch, der schnelle Herzschlag und das Trällern unter der Dusche?
Die Hektik beim Fertigmachen, das Schneiden beim Rasieren, die Knoten im Haar anstelle es glatt zu kämmen, der zittrige Lidstrich, der ständig abgewischt und neu gemacht werden muss?
Es ist unersetzlich…

~                                                         ~                                                         ~

Ich erfuhr, dass er seinen Urlaub im September auf Oktober verlegt hat.
Eine Faust fuhr mir in den Magen…
Oktober…Ferien…Urlaub.
Wo bleibe ich dabei?

Zu seinen Plänen gehöre ich nicht, habe als Spielzeug für gewisse Stunde keinen Anspruch auf Zeit mit ihm.
Und doch gibt es nichts, was ich mir sehnlicher wünsche.

Er fuhr, müsste dringend los - gab mir einen Kuss und verschwand.
Liebevoll er, verständnisvoll ich.
Langsam fuhr ich den bekannten Weg durch die dunkle Stille.
Zuhause vorbei, wollte nicht heim in die stille Wohnung.

An seinem Stammlokal stand sein Auto.
So sah also sein dringendes Wegmüssen aus.
Die gefühlte Faust schlug erneut zu.
Die Tränen, die seit seiner Abfahrt begonnen hatten zu fließen, verstärkten sich.

Wie durch Nebel fuhr ich zur Stelle unserer ersten Stunde.
Mein Handy blinkte und ich las seine Nachricht, antwortete kurz und knapp und zeigte keine Regung.
Nach einem kurzen Hin und Her sagte ich der zweiten Begegnung zu.
Der, welcher da erschien gab sich Mühe und versaute alles…

~                                                         ~                                                         ~
Dreieinhalb Stunden sind nun vergangen, die Tränen sind für heute verbraucht und die Leere ist abgrundtief.
Mein Verstand hämmert, ich möge es endlich für immer beenden, nicht mehr reagieren und ihn ganz weit aus meinem Leben verbannen.

Im Gegenzug schreit mein Herz, dass ich ihn doch kenne und sein Verhalten verstehen müsste, es darf so nicht enden!
Die Gänsehaut und das Kribbeln im Bauch beim Gedanken an ihn, bestätigen das Gebrummel meines Herzens.

Aber eine kleine Stimme in mir flüstert, dass ich das nicht verdient habe…
…und es irgendwo jemanden gibt, der es wert ist, von mir geliebt zu werden…


22.08.2011 / 01:57 Uhr