Wir hatten viele Kinder zu betreuen an den Tagen. Wie es sich für Hexen in der Küche gehört, wurde viel buntes Zeugs serviert. Meine giftgrüne Bowle wurde fix als Zaubertrank umbenannt und sorgte bei den Zwergen für viele Fragen.
Bei knapp 400 Kids in 2 Stunden kann die Fragerei auch mal nervtötend wirken. Irgendwann antwortete ich nur noch, dass die guten Kinder am nächsten Morgen zaubern könnten und die frechen Zwerge grün sind.
Eine kleine Hexe setzte sich in die äußerste Ecke, ganz nah bei mir und starrte mich an.
Ihre blonden Locken funkelten im Sonnenlicht, ihre Augen hatten einen starren und verträumten Ausdruck, ich schätzte sie auf 9 oder 10 Jahre.
Lang saß sie so dort, hielt den Becher mit der grünen Brause fest umklammert und schaute mir beim Ausschank zu.
Irgendwann vernahm ich ein zartes Stimmchen.
„Wenn ich morgen zaubern kann, kann ich mir dann einen Wunsch erfüllen?“
Sie schaute zweifelnd, aber dennoch mit wachem Blick.
Ich nickte ihr nur zu.
„Ich war immer lieb, auch in der Schule. Kann ich morgen wirklich zaubern?!“
Die Frage stellte sie mit Nachdruck. Ich verbrannte fast unter ihrem steten Blick.
Langsam drehte ich mich zu ihr um. „Ja, wenn du es dir ganz fest wünscht, dann geht es in Erfüllung.“
Absichtlich antwortete ich ihr so, ohne direkt auf die Frage einzugehen.
Sie stand auf, kam zwei Schritte auf mich zu und starrte mich wieder eindringlich an.
Plötzlich strahlten ihre Augen und ein wunderschönes Lächeln erwachte in dem bildhübschen Gesicht.
„Ich wünsche mir schon sehr lang, dass mich der Junge liebt, den ich liebe.“
Normalerweise würde ich mich kringeln wenn ein Zwerg in der Höhe meiner Knie solche Worte aus sich raussprudelt.
Aber ein Blick in die Augen - und ich hab nicht mal die Farbe erkannt - ließ mich ruhig bleiben.
Sie träumte, sie träumte mit offenen Augen, strahlte heller als die Sonne und erst diese zarte Stimme…
Himmel hilf…was nun?
Ich schaute sie an, ein kleiner Engel im Hexenkostüm stand vor mir.
Das ich innerlich zitterte spürte sie scheinbar. Ihr Blick wurde wieder ernst.
„Schließe deine Augen ganz fest heute Nacht und denke ganz doll an deinen Wunsch.“ flüsterte ich ihr zu.
Sie nickte nur, ging langsam zum Ausgang, warf den zerknickten Becher in den Müll und blieb plötzlich stehn.
Sie drehte sich um, sie spürte dass mein Blick ihr folgte.
Der kleine Engel wühlte sich durch die restliche Kinderscharr, kam auf mich zu und winkte mich zu sich runter.
Sie umarmte mich ganz fest und flüsterte „Danke.“….drehte sich um und war in der Zwergenmasse verschwunden.
Mir stand das Wasser in den Augen.
Das kleine Mädchen und ihr Wunsch…ein Moment, den ich nie vergessen werde - denn auch ich träume noch oft.
Fertig gestellt am: 06.05.2011 / 02:42 Uhr