Es ist Mittwochmorgen, bzw. Dienstagnacht und ich sitze noch immer nachdenklich am Laptop.
Noch eine Woche bis zur Ausstellung, noch 10 Tage bis zur Kirmes und somit bis zu meinem nächsten Urlaub.
Ein ungutes Gefühl macht sich diesbezüglich breit.
Was ist, wenn mir die Chefin die freien Tage streicht, nur weil ich 2 Wochen krank war?
Es wäre ungerecht und ich kann nur im Mindesten erahnen, wie ich wahrscheinlich ausrasten würde.
Ich werde vorsorgen sobald ich am Arbeitsplatz eintreffe, soviel ist sicher.
Wenn die Wochen vergangen sind, ist auch nahezu das dritte Quartal des Jahres vergangen.
Im Oktober werden uns die ersten Weihnachtsartikel entgegenlächeln, man wird sich wieder über dieses viel zu zeitige Tamtam aufregen und trotzdem eine leichte Vorfreude verspüren.
Ja, ich freue ich auf die Weihnachtszeit - auch die vielen Wochen davor, die ihre Zeichen in die Richtung lenken werden.
Eine Zeit der Harmonie und Freude, Zeit für Familie und Besonnenheit.
Nun gut, es ist das Fest der Liebe.
Ich mag dieses Fest selbst nicht, nur die Atmosphäre davor.
Und dieses Jahr werde ich singen, den Schnee wieder lieben, die klirrende Kälte in mich aufsaugen und in kindlicher Naivität mit großen Augen durch die Welt laufen.
Vielleicht werde ich auch wieder nach Berlin fahren, um den Vor-Weihnachtsmarkt am Potsdamer Platz zu genießen, den mit der künstlichen Rodelbahn und den Eisangel-Ständen, dem Riesenrad, das so hoch ist, dass man halb Berlin daraus überblicken kann.
Ich war drin, trotz meiner Höhenangst und bin stolz auf mich.
Und vielleicht fährt er mit mir mit.
Der Mann, der es tatsächlich nach Jahren geschafft hat, innerhalb kürzester Zeit in mir Gefühle hervorzulocken.
Jene Gefühle, die ich so tief vergraben hatte und aufsparen wollte für einen Menschen, für den es sich wirklich lohnt, sie wieder auszugraben.
Es wird sich bei ihm nicht lohnen und dennoch sind sie da.
Es ist Irrsinn.
In einer lauen Sommernacht sitze ich am Laptop und denke an Weihnachten und eine Zeit, die ich mit einem Mann verbringen möchte der das weder darf noch kann, vielleicht auch gar nicht will.
Doch aus irgendeinem Grund überkam mich einfach das Gefühl, ein Resümee über die vergangenen Monate zu ziehen.
Jetzt, nachts, mitten im Sommer.
Das Jahr hat mir nicht viel Gutes bisher eingebracht.
Doch bin ich auch ein wenig dankbar für manche Erfahrungen, dankbar für Minuten die ich mit speziellen Personen verbringen durfte und dankbar für jede einzelne Stunde mit ihm - auch wenn ich ihn oft dafür verfluchte.
Letztlich zeigte er mir, dass ich noch lebe und fühle, holte mich aus meinem Tief um mich über das dünne Drahtseil balancieren zu lassen, das er spannte.
Für einen Steg oder gar eine Brücke war und ist die Kraft nicht vorhanden.
Doch auch so muss ich diesen Weg bestreiten.
Es ist ein Jahr des Umbruchs, nicht nur beruflich sondern auch privat.
Vielerseits hörte ich bisher, dass ich weicher geworden wäre im Umgang mit anderen.
Für mich zu weich, zu viele offen gezeigte Emotionen.
Wer es erlebte und mich so nicht kannte, war meist schockiert.
Anlehnungsbedürftig, verschmust, lächelnd, weinend, tanzend und singend - je nach Gefühlszustand.
Für viele Freunde und Bekannte war es grad noch im Rahmen des Erträglichen, für Fremde mitunter lächerlich.
War das Burn-Out daran schuld oder er - oder spielte beides zusammen, um mich zu der emotionalen Litfasssäule zu machen, die ich heute bin?
Noch reichlich 4 Monate und das Jahr ist vorbei…
Gern werde ich sicherlich nicht darauf zurückschauen, aber die denkwürdigen Augenblicke, die prägenden Momente, für immer tief in meinen Erinnerungen vergraben.
24.08.2011 / 02:09 Uhr