Montag, 13. Juni 2011

Zügellos




Samstag, 04.06.2011 - lang hatten wir uns nicht mehr getroffen.
Deine SMS verhießen von Beginn an, dass es auf ein Treffen der üblichen Art hinauslaufen würde.
Ich gebe, du nimmst.

Wie immer weigerte ich mich zuerst sehr lange gegen eine Begegnung.
Nach Dienstschluss hatte ich dann die Wahl zwischen mehreren Varianten der Abendgestaltung.
Ich entschied mich für dich, was absehbar war.

Schnell fuhr ich heim, befreite mich vom Essengeruch, betrieb Fellpflege, zog mich extra attraktiv für dich um.
Wusste ich doch von vornherein, dass dies bei dir umsonst ist.
Länger als 5 Minuten lässt du mich nicht in dem rausgeputzten Zustand.

Meistens ähnle ich nach einem Treffen mit dir, einem zu großen Kind, dass stundenlang im Kuddel Kopfsprünge im Bällebad probiert hat.
Rot, gelb, grün, blaubunt gefleckt mit Kratzern und Striemen.

Einige meiner Bekannten wissen glücklicherweise, dass ich mir ab und an mal einen Zwerg leihe, um Mama zu spielen.
Die armen unschuldigen Wesen dienen gut als Ausrede für die Blessuren.

Du hattest an dem Abend Ausgang, nicht lange, aber lang genug für uns.
Ich holte dich nach Mitternacht vom Sportplatz ab, wurde von Massen entgegenkommender Festgäste mit meinem kleinen Auto nahezu verdeckt.
Aber du stichst aus der Menge.

Offen wolltest du fahren.
Bitteschön, es war eine milde Nacht.
Du warst sehr aufgeregt, nervös, quirlig, kindlich, erregt - und irgendwie ziemlich blau.
Den Campari in deiner Hand wedelnd, hatte ich dich endlich neben mir im Auto.

Da wir unentdeckt miteinander leben müssen, hast du eine Route durch den Hühnerwald vorgeschlagen.
Ich meinte zwar, dass ich einen Sportwagen und keinen Jeep fahre, aber was zählt meine Meinung oder gar die Sorge um mein Auto.
Fahren wir halt durch den Wald, egal ob wir irgendwo stecken bleiben, aufsitzen oder uns ein Jäger abknallt.

Du warst glücklich, scheinbar seit langem wieder und ich begann Spaß zu haben an unserer Reise.
Anfahrt Tankstelle, der Herr hatte Durst.
Wenigstens alkoholfrei und aufputschend.

Fröhlicherweise entsorgtest du auch den angesammelten Müll bei freier Fahrt nach oben aus dem Auto.
Möchte nicht wissen, was die Hinterherfahrenden dachten, was wir für Straßenverschmutzer sind.

Ich fuhr mit dir durch die Nacht, unter einem wundervollen Sternenzelt, immer weiter weg von unserem Ort, von bekannten Gesichtern.
Irgendwann landeten wir in Kfb. auf der Sperrstrasse.

Ein Pärchen lief vor uns Händchen haltend, auch sie waren in der zauberhaften Sommernachtsstimmung in sich versunken.

Du warst nicht zauberhaft, nicht romantisch, sondern zügellos, grob und von Gefühlen frei.
Warum ich jedesmal aufs Neue mitspiele kann ich nicht beantworten.
Ist es die Aufregung, der Nervenkitzel?
Das Alleinsein, die Hoffnung auf bessere Zeiten, die Unzugehörigkeit oder die Abhängigkeit von Nähe?
Es ist jedenfalls eine Seite an mir, die ich gar nicht gern mag.

Bis auf einen Bluterguss blieb ich diesmal unversehrt.
Du besserst dich.
Jedenfalls in der Hinsicht.
Dir ging es großartig, mir beschissen.

Nein, ich fühle mich nicht benutzt, lass mich ja freiwillig auf dich ein.
Aber es fehlt eben all das, was mir gefällt, was ich mir wünsche, was meiner Meinung nach dazu gehört, wenn man sich nahe ist.

Es ist nicht erst einmal geschehen, dass ich in Gedanken bei jemand anderem war…
Weibliche Phantasie ist eben alles.
Eine Frage der inneren Organisation, das Gefühl abgeschaltet, nur noch das triebgesteuerte Paarungsverhalten zählt.

Mädel, du bist krank im Kopf.
Bedanken sollte ich mich bei dir, dass du diese Seite an mir geöffnet hast.
Herzlichen Glückwunsch Fabi, du hast mich zu einem schlechteren Menschen gemacht.

Jammern nutzt nichts, weiß ich doch, dass es nicht das letzte Mal war, auch wenn ich dir ständig damit drohe.
Doch spielen wir nicht beide gern miteinander dieses Spiel?
Ich warte bis du bettelst und du weißt, wie du betteln musst, um bei mir landen zu können.
Wir sind ein perfekt eingespieltes Team.

Beide nicht von dieser Welt, beide Einzelgänger und auf der Suche nach etwas Anderem.
Nach was wissen wir allerdings selbst nicht.

Und doch freue ich mich jedesmal, wenn ich sehe, dass es dir bei mir gut geht, du dich wohl fühlst und reden kannst. Du lachst, scherzt, kannst mitunter kuschelig sein, suchst Nähe wie ich und gibst, was du geben kannst.
Du siehst Fehler ein, auch wenn es lange gedauert hat, dass du dazu stehst.

Genießen wir es einfach, so lang es noch geht…


07.06.2011 / 00:42 Uhr

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