Montag, 13. Juni 2011

Dem Ende entgegen…




12:40 Uhr
Tag für Tag räumen wir nun unser „Leben“ in Kartons, verpacken und verschnüren Erinnerungen und tun so, als ob wir uns freuen auf das Neue, was uns erwartet.
Manchmal fällt es mir schwer unbefangen den Anderen gegenüber zu stehen und so zu tun, als ob auch ich mich auf den Neustart freue.
Vielleicht gab es mal eine kurze Zeit, in der es tatsächlich so war, aber nachdem nun einige Fakten vor mir ausgebreitet wurden, hat sich die Situation geändert.

Ich bekomme Heimweh, unlogisch, aber es ist so.
Es werden mir die Nachbarn fehlen, die Kater die hier rumtigern und das Lächeln des
V-Vertreters, welcher neuerdings wie ein Honigkuchenpferd strahlt.
Natürlich suche ich Gründe, um hier nicht wegzugehen, egal wie dumm sie für manche Personen klingen mögen.

Die vergangenen Tage waren anstrengend, hektisch, einsam und nervtötend.
Wir haben die dritte Umzugsfuhre mittlerweile hinter uns, ein wenig Streit mit den Transportleuten, einen Arztbesuch aufgrund eines Splitters der glatt zu einer „Not-OP“ führte und einen kaputten Lastenaufzug.

Müdigkeit und Schlappheit machen sich systematisch in mir breit, die Knochen schmerzen, Nervosität und Unruhe steigern sich.
Den Lieferdienst hab ich für diese Woche abgesagt, obwohl ich das Geld dringend brauche.
Ich will einfach nicht mehr, funktioniere nur noch und das ist falsch, das bin nicht ICH.

Heute nun Samstag.
Die Abschlussfeier der Neukirchener Sportler mit einer tollen Live-Band.
Seit einer Woche freu ich mich wie Bolle drauf, habe krampfhaft versucht, jemanden zu finden und zu überzeugen, meinen morgigen Dienst zu übernehmen.
Es hat geklappt, danke auch.

Der Abend wird interessant werden, ein gemischtes Klientel, das mir nur zu vertraut ist.
Erwartet werden Kumpels, der Fabelhafte und der Sonderling aus dem Blümchenland.
Wer die Geschichten kennt, weiß, dass es eine ungesunde Kombination ist, aber gerade das macht es für mich heute so spannend.

Und wenn ich tief in meinem Inneren lausche und mich frage, auf wen ich mich am meisten heute freue, dann ist die Antwort laut und deutlich vernehmbar: Erik.
Hoffentlich hatte Michaela Recht und er erscheint wirklich.
Ich will ihn nur sehen, mehr wird nicht geschehen, wir reden noch immer nicht miteinander.

Noch sitze ich wie gelähmt am Laptop, rauche zuviel und trinke einen Kaffee nach dem anderen.
Ich müsste noch so viel tun, aufräumen, Klamotten für den Abend raussuchen und mich aufhübschen.
Nicht zu vergessen, ein kleines Geschenk wollte ich noch basteln, das letzte Ahornblatt sozusagen.
Nur für den Fall der Fälle, falls ein Wunder geschehen sollte.

Stattdessen sitze ich immer noch hier und tippe wie ein Weltmeister, spiele Online-Games und sehe die Zeit an mir vorbeifliegen.
In meinem Schädel überschlagen sich die Gedanken und drohen mir, ich solle mich beeilen.

Normalerweise funktioniere ich unter Druck am besten. Vielleicht sollte ich noch ein oder zwei Stunden warten und hoffen, dass dann der nötige Tritt kommt, um mich endlich zu bewegen.
Es soll doch schließlich aus meiner Sicht ein perfekter Abend werden.

13:23 Uhr
Mittlerweile hab ich die ersten Verschönerungsaktionen hinbekommen.
Frau ist gepeelt, gezupft und gecremt.
Dem Abwasch widme ich mich nebenbei, um weniger zu denken.
Geht das überhaupt?
Weniger denken um keine verworrenen Gedanken aufkommen zu lassen?
Anscheinend nicht.

Momentan lenkt mich die Spinne neben mir an der Wand ein wenig ab.
Bleib ja dort sitzen Tier!
Lauf nach oben, aber fall bitte nicht auf meinen Schreibtisch *bibber*

16:40 Uhr
Den Abwasch hab ich geschafft, gebadet hab ich in Schokoladensoße und langsam wächst die Anspannung ins Unermessliche.
Würde ich jetzt lange die Luft anhalten, würde ich sicherlich ganz schnell in Ohnmacht fallen, so schummrig ist es mir.
Langsam aber sicher, sollte ich meine Griffeln von der Tastatur lösen und mich endlich mal um die wichtigen Sachen kümmern.
Klamotten!


11.06.2011

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